Auf Fotos so richtig cool auszusehen – das ist gar nicht so einfach. Wie man heutzutage richtig cool posen kann, das machen uns die Russen vor, und zwar in der Hocke. Der sogenannten „Russenhocke“.
Die Russenhocke ist im Moment der neue Posingtrend im Netz. Es gibt schon unzählige Fotos dazu auf Instagram und Twitter. Bei Facebook gibt es sogar schon eine eigene Fanseite mit mehreren tausend Likes dazu. Und selbst die Promis hocken: von Fußballprofis über Russlands Präsidenten Putin bis zu Beyoncé – aufrecht stehen war gestern, heute bleibt man mal lieber ganz bodenständig.
Die Russenhocke hat dabei ein paar ganz bestimmte Eigenschaften. Wichtig ist, dass man das Körpergewicht nicht nur vorne auf den Zehenspitzen lagert, sondern mit einem oder sogar beiden Füßen den Boden komplett berührt. Dann die Arme einfach ganz locker auf den Knien ablegen und nur noch den Blick in die Ferne schweifen lassen – und der coole Look ist perfekt.
Historisch betrachtet, ist diese Art zu hocken wahrscheinlich schon Jahrtausende alt. In vielen Teilen Asiens sitzen die Leute in dieser Körperhaltung zum Beispiel bei der Arbeit auf dem Feld – oder einfach, um sich auszuruhen. Zur statusträchtigen Pose wurde die Hocke aber erst in der russischen Jugend- und Kleinkriminellenszene. Da trifft man sich abends draußen mit seiner Gang, um zu trinken und abzuhängen. Und statt sich die Beine in den Bauch zu stehen, hockt man sich mit seinen Kumpels einfach hin.
Der Begriff „Russenhocke“ kommt dabei natürlich nicht aus Russland oder Asien, sondern von David Schmidt, einem Studenten aus Karlsruhe, dessen Eltern Russlanddeutsche sind. Daher kannte er diese Pose, brachte sie in seinen Freundeskreis und taufte sie auf den charakteristischen Namen „Russenhocke“.
Erst einmal war alles nur ein Insider unter Freunden, irgendwann hat David aber aus Spaß eine Facebook-Seite erstellt. Da lädt er seit Monaten regelmäßig Fotos hoch, und seit neuestem werden immer mehr Leute darauf aufmerksam. Dass sich mal so etwas daraus entwickelt, hätte er nie erwartet.
Ich finde das total witzig. Die ganze Seite ist anfangs aus Spaß entstanden, und ich hätte niemals gedacht, dass das so steil geht, dass das so vielen Leuten gefallen wird. Ich finde das auch sehr spannend, was ich da immer wieder für Bilder eingeschickt bekomme und wie gut es halt bei den Leuten ankommt.
Einschicken – genau richtig gehört. Auf der Seite gibt es nämlich längst nicht nur Fotos von David selbst, sondern auch von vielen anderen Leuten, die in der Russenhocke posieren.
Die Intention ist natürlich, so lässig und so cool wie möglich rüberzukommen. So cool wie ein Russe, könnte man fast sagen. Die Pose kommt ja mehr oder weniger aus der Unterschicht und spielt natürlich auch mit diesem Bild: So, wie du da jetzt hockst, siehst du schon ziemlich Gangster aus.
Es kommt aber auch stark auf den Kontext und die Situation an, wie die Russenhocke wirkt. Nicola Schmidt ist Kommunikationsexpertin und Wirkungsverstärkerin und sagt, dass es zum Beispiel einen großen Unterschied macht, ob man alleine oder in der Gruppe hockt.
Wenn verschiedene Leute gemeinsam in die Hocke gehen, ist das ja eine geschlossene Gruppe. Was anderes ist das, wenn ein einzelner Mensch hockt. Dann bewegt er sich eine Etage tiefer und begegnet den Passanten nicht auf einer Augenhöhe. Kann sein, dass derjenige damit abschalten möchte, sich so ein bisschen der Umwelt, der Hektik entziehen möchte, vielleicht auch nicht gesehen werden möchte.
Der mysteriöse, unnahbare Typ also – sitzt in der Russenhocke und steht dennoch über den Dingen. Man sollte bei aller Coolness aber nicht vergessen, dass die Pose immer auch ein bisschen scherzhaft und ironisch ist. Denn am Ende des Tages ist dieser Trend vor allem einfach nur ein großer Spaß.